Hannah Strothmann: Rudernde Arbeiterinnen oder die vergessenen Wegbereiterinnen des Frauen-Rudersports in Berlin (1892–1914)

Am 21. August 1904 nimmt ein Achter Kurs auf das beliebte Ausflugslokal Strandschloss am Müggelsee. „Flott“ sehe er aus, und die zahlreichen Sonntagsausflügler:innen sind erstaunt, als sie bemerken, dass es sich hier um rudernde „Damen“ handelt. Dies ist der erste Frauenachter Europas. Und entgegen der polemischen Behauptung einer bürgerlich-konservativen Tageszeitung, dass dies eindeutig rudernde „Millionärstöchter“1 seien, gehören die Frauen dem Ruderverein (RV) Vorwärts an, dem 1892 gegründeten ersten Arbeiterruderverein Deutschlands. Der folgende Schlagabtausch in verschiedenen Tageszeitungen bezeugt die Symbolkraft dieser Ausfahrt, die zwar ebenso wie die Ruderpraxis der Frauen des RV Vorwärts nicht politisch motiviert war, dennoch kam ihnen als ersten Ruderinnen eine wichtige Rolle bei der Durchsetzung eines gleichberechtigten Zugangs zum öffentlichen Leben auf den Gewässern der Stadt zu.

Die Ruderinnen des RV Vorwärts waren die ersten Frauen überhaupt, die diesen Sport annähernd gleichberechtigt in einem Verein ausüben konnten. Ende des 19. Jahrhunderts war es bürgerlichen Frauen nicht möglich, Mitglied eines Rudervereins zu werden, ebenso wie der arbeitenden Klasse bis zur Gründung des RV Vorwärts.

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